Kann man einen Hund vegetarisch oder vegan ernähren? Diese Frage stellen sich mittlerweile sehr viele Hundehalter! Heute möchte ich darauf eingehen, welche Gründe es für eine vegetarische oder vegane Ernährung gibt, welche Faktoren man berücksichtigen muss und ob diese Ernährung für den Hund überhaupt artgerecht und gesund ist.

Um fair zu sein, möchte ich hier deutlich machen, dass ich nicht Dafür oder Dagegen bin. In meinen Recherchen habe ich viele verschiedene wissenschaftliche Studien gelesen, die sich teilweise auch selbst widersprechen… Es ist tatsächlich relativ schwierig eine neutrale Meinung zu dem Thema zu finden, da die meisten nur dafür oder dagegen sind.

Gründe für eine vegetarische oder vegane Ernährung

Besonders die jüngere Generation weiß mittlerweile sehr genau, was der hohe Fleischkonsum so alles anrichtet. Nicht nur, dass Nutztiere in einer Massentierhaltung ein leidvolles und nicht artgerechtes Leben führen und die Massentierhaltung eine riesengroße Belastung für die Umwelt ist, sondern auch die zahlreichen gesundheitlichen Probleme, die durch einen hohen Fleischkonsum entstehen können. Ja, auch bei Hunden.

Hilfreich ist es sicherlich schon, auf eine gute Fleischqualität zu achten. Am besten das Fleisch vom Bauer nebenan zu holen und auch einen „Veggie Tag“ in der wöchentliche Menüplanung hinzufügen. Einfacher ist, wenn man BARFt oder selbst kocht. Denn hier kann man die Fütterung individueller gestalten, und weiß genau was in dem Futter enthalten ist. Aber auch bei Trocken- oder Nassfutter, kann man auf Nachhaltigkeit und Qualität achten.

Ist der Hund ein reiner Fleischfresser?

Ist es artgerecht und überhaupt gesund einen Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren?

Schließlich stammt der Hund doch vom Wolf ab, einem Fleischfresser?

 

Hunde werden zu den Allesfressern gezählt, die vor allem Aufgrund ihres Gebisses eine Art Fleischspezialisierung aufweisen.

 

Apropos Gebiss. Hier auch ein Argument, welches oft gegen eine vegetarische oder vegane Ernährung genutzt wird: Mit so einem Raubtiergebiss, braucht der Hund sicherlich ausschließlich Fleisch.

 

Kleiner Funfact: Auch Pandabären haben einen Raubtiergebiss, und diese ernähren sich hauptsächlich pflanzlich, bis auf das ein oder andere Insekt. Es gibt in der Tierwelt noch weitere Beispiele für Pflanzenfresser mit Raubtier Gebiss z.B.

 

Ja, Hunde haben ein Raubtiergebiss. Aber sie besitzen auch die typischen Allesfresser-Zähne: die Molaren im hinteren Bereich.

 

Ein weiterer Unterschied zwischen Hund und Wolf ist, dass Hunde mittlerweile eine deutlich höhere Fähigkeit haben, pflanzliche Nahrungsmittel zu verwerten. Dies hat sich auch über die Jahrtausende entwickelt. Denn, als der Hund (oder damals noch Wolf) domestiziert wurde, hat er tatsächlich selten Fleisch bekommen, da es ein rares Gut war.

 

Nun sprechen wir mal über die tatsächliche Verdauung! Oft wird argumentiert, Hunde können Gemüse, Kohlenhydrate und Co. gar nicht verdauen und die enthaltenden Nährstoffe werden nicht aufgenommen. Das stimmt in manchen Aspekten auch! Ich möchte hier mal ins Detail gehen.

 

Fangen wir mal von vorne an. Um Gemüse und Kohlenhydrate verdauen zu können wird das Enzym Amylase gebraucht. Wir Menschen haben dies schon im Speichel. Hunde haben Amylase zwar auch im Speichel, diese ist jedoch inaktiv. Amylase wird aber auch von der Bauchspeicheldrüse produziert. Das heißt für den Hund, dass Stärke erst im Dünndarm verdaut wird. Man könnte argumentieren, dass Hunde sowieso Schlingfresser sind und die Amylase, die erst beim Kauen aktiv wird, im Hundespeichel überflüssig ist, aber tatsächlich erschwert Stärke, die vorher nicht aufgespalten wurde, die Verdauung. Hilfreich wäre aber, wenn man vorher die Stärke erhitzen würde, z.B. durch das Kochen, somit wäre die Stärke vorher aufgespalten.

Ein sehr gutes Beispiel ist das kaltgepresste Trockenfutter, das Stärke enthält, aber durch die niedrigeren Temperaturen während der Herstellung nicht aufgespalten wird. Dies ist oft ein Grund, warum kaltgepresstes Trockenfutter nicht vertragen wird.

 

Außerdem werden die Kohlenhydrate, die im Organismus überschüssig sind und nicht zur Energiegewinnung benötigt werden, in körpereigene Fette umgewandelt und in den Fettzellen eingelagert. Führt man dem Organismus zu viele Kohlenhydrate zu, führt dies zu Übergewicht und potenzielle Erkrankungen wie z.B. Diabetes.

 

Wie oben genannt, hat der Hund im Laufe seiner Domestikation selten Fleisch bekommen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Hunde keine Haustiere und „Couchpotatos“ waren. Sie waren sehr sportlich aktive Tiere und haben den Menschen tagtäglich bei der Jagd und Verteidigung geholfen. Sie haben also dementsprechend mehr Energie, in diesem Fall durch Kohlenhydrate, gebraucht und auch verbraucht.

 

Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigt, dass eine sorgfältige ausgewogene fleischfreie Ernährung bei Arbeitshunden unbedenklich ist. 6 Huskies erhielten 16 Wochen lang veganes Futter und weitere 6 Huskies wurden „normal“ mit Fleisch ernährt. Die Studienzeit wurde in einer Phase gehalten, in denen Wettkampfrennen stattfanden. Also auch hier konnten die Arbeitshunde von dem Extra Energie-Kick von den Kohlenhydraten profitieren.

 

Selbstverständlich gibt es Studien, die auch mit „normalen“ Haustieren gemacht worden sind. Und auch hier waren die Blutbilder nach mehreren Monaten vegetarischer oder veganer Ernährung unauffällig. 

 

Wir bleiben bei den pflanzlichen Bestandteilen die angeblich vom Hund nicht verdaut werden. Die Zellulose ist ein Polysaccharid und gehört ebenfalls zu den Kohlenhydraten. Um an die Nährstoffe in pflanzlichen Nahrungsmitteln zu gelangen, muss die Zellulose erst aufgespalten werden. Was aber nicht geht, da die Hunde nicht die Enzyme aus der Cellulasen Gruppe haben. ABER! Wir Menschen, und viele andere Tiere, haben diese Enzyme auch nicht! Der Unterschied ist nur, dass wir lange genug kauen, sodass wir die Zellulose mechanisch mit unseren Zähnen spalten. Die Zellulose, die nicht verdaut wurde, ist aber trotzdem wertvoll! Denn sie dient als Nahrung für gute Darmbakterien!

 

Es ist also empfehlenswert, Gemüse und allgemein Kohlenhydrate entweder vorher zu zerkleinern (Z.B. Raspeln) oder zu kochen bzw. zu dünsten.

 

Weiter geht’s mit den Proteinen. Der Körper ist in der Lage seine eigenen Proteine aufzubauen. Dafür braucht er Aminosäuren. Es gibt 20 verschiedene Aminosäuren, die wichtige Bausteine der körpereigenen Eiweißstoffe sind. Man bezeichnet sie als proteinogene Aminosäuren, denn sie sind in Proteine eingebaut. 10 sind essentielle und 10 nicht-essentielle. Die 10 nicht-essentiellen kann der Hund aus anderen Nährstoffen, wie z.B. Getreide oder Hülsenfrüchte nehmen, die 10 essentiellen müssen aus schon vorhandenen Proteinen kommen.

 

Stell dir vor, die Aminosäuren sind 20 verschiedene Puzzle Teile und um ein Protein zu bauen, brauchst du alle davon. Um allerdings an die essentiellen „Puzzle Teile“ zu gelangen, brauchst du schon fertig gebaute Proteine und aus diesen nimmst du die Puzzle Teile die du für den Aufbau von deinem Protein brauchst.

 

Tierische Proteine sind in der Regel besser auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt, da sie alle essentiellen Aminosäuren enthalten und diese auch besser vom Körper aufgenommen werden. Allerdings enthalten auch pflanzliche Nahrungsmittel alle essentiellen Aminosäuren. Wichtig ist hierbei besonders auf die Auswahl und Vielfältigkeit zu achten, um eine gute Versorgung mit allen benötigten Aminosäuren zu gewährleisten. Zum Beispiel durch die Kombination von Getreideproteinen (reich an der essentiellen Aminosäure Methionin) mit Proteinen aus einer Leguminose wie Linsen oder Kichererbsen (reich an Lysin und Arginin).

 

Der letzte Punkt beim Thema Verdauung ist die Darmlänge. Ihr habt sicherlich schon davon gehört, je größer das Verhältnis von Darmlänge zu Körperlänge, umso besser werden pflanzliche Bestandteile verdaut. Ein Beispiel: Beim Schaf liegt dieses Verhältnis bei 24:1, bei einer Katze (die zu den Fleischfressern gehören) liegt das Verhältnis bei 4:1. Beim Hund und auch beim Menschen liegt das Verhältnis bei 6:1. Also auch hier könnte man sagen, dass der Hund tatsächlich ein Allesfresser ist.

Fazit

Wie bei vielen Dingen in der Wissenschaft aber auch im Internet, gibt es Pro und Contra Argumente. Wichtig ist es, wie immer, dass diese Fütterungsart zu deinem Hund passt und er sie gut verträgt.

Grundsätzlich ist es aber möglich den Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren. Vegetarisch ist sicherlich einfacher, denn hier kommen Eier und Milchprodukte zum Einsatz, die viele Aminosäuren enthalten. Vegan ist aber tatsächlich auch möglich.

Falls du am Überlegen bist, deinen Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren, dann ist es das A und O sich vorher hinreichend zu informieren. Idealerweise unter tierärztlicher Betreuung in den ersten Monaten, mit regelmäßigen Blutabnahmen, um sicher zu sein, dass es deinem Hund gut geht und er gesund ist.

Gerne kannst du auch Ernährungsberater oder Tierheilpraktiker nach einem Rat oder einem Fütterungsplan fragen.

Falls du Fragen zum Thema hast, oder gerne wissen würdest, wie du bei einer vegetarischen oder veganen Fütterung supplementieren solltest, dann melde dich gerne bei mir.