Das große Trockenfutter Dilemma. Ist kaltgepresstes Trockenfutter tatsächlich gesünder als das herkömmliche extrudiertes Trockenfutter?

Eine Gemeinsamkeit haben sie: Bei beiden Verfahren werden die Bestandteile (Kohlenhydrate, Fleisch, etc.) getrocknet und zu Mehlen verarbeitet.

 

Schonende Herstellung?

Bei dem extrudierten Trockenfutter wird die Rohstoffmischung in einer großen Trommel durch Schneckenwellen bewegt und auf 80 °Celsius erhitzt. Wenn alles gut vermengt ist, werden durch die intensive Erhitzung, die durch den Wasserdampf entsteht, die Stärke in den Inhaltsstoffen aufgespalten. Die Masse verklebt und durch hohen Druck wird der Futterbrei zu Kroketten geformt.

Die maximale Temperatur während der Produktion variiert von Hersteller zu Hersteller, liegt aber durchschnittlich zwischen 90° und 120° Celsius. Diese hohe Erhitzung führt leider dazu, dass natürliche Vitamine und Mineralstoffe verloren gehen und künstlich ersetzt werden müssen.

 

Bei der Kaltpressung hingegen wird die Rohstoffmischung mit kaltem Wasser besprüht, sodass eine breiartige Masse entsteht. Unter hohem Druck wird das Futter mithilfe einer Walze in eine durchlöcherte Trommelwand gedrückt. Das führt dazu, dass sich die Futterbestandteile verdichten und verkleben. Obwohl hierbei keine direkte Hitze hinzugefügt wird, entstehen durch das intensive Pressen Temperaturen zwischen 50 – 90 ° Celsius. Die geringen Temperaturen können den Erhalt der natürlichen Vitamine und Mineralstoffe zumindest teilweise gewährleisten. Garantieren kann man dies aber leider nicht, denn durch den hohen Druck an der Trommelwand können auch Temperaturen von bis zu 130 ° Celsius entstehen.

 

Außerdem ist wichtig zu wissen, dass laut der EU-Verordnung Nr. 1774/2002 müssen Futtermittel, bei denen es sich nicht um Dosenfutter handelt, mit einer Kerntemperatur von mindestens 90° behandelt werden:

"Anderes verarbeitetes Heimtierfutter als Dosenfutter muss einer Hitzebehandlung bei einer Kerntemperatur von mindestens 90 °C unterzogen werden. Nach der Behandlung sind alle erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, um eine Kontamination des Erzeugnisses zu vermeiden. Das Erzeugnis ist in neuen Verpackungen zu verpacken."

EU-Verordnung Nr. 1774/2002, Absatz VIII, Kapitel II, B, 3.

Wenn also ein Hersteller von kaltgepresstem Futter angibt, dass sein Futter z.B. mit einer maximalen Temperatur von 50° Celsius hergestellt wird, würde es sich um eine Missachtung von gesetzlichen Bestimmungen handeln.

 

Bakterien und Parasiten:

Durch die Herstellung enthält das extrudierte Endprodukt viele kleine Vertiefungen, die bei einer langen Lagerung attraktiv für Futtermittelmilben sind.

Aus diesem Grund sollte extrudiertes Futter bei Allergikern immer nur sekundär empfohlen werden.

Allerdings durch die hohen Temperaturen werden Bakterien abgetötet und das Futter ist deswegen länger haltbar.

Bei dem kaltgepressten Futter hingegen werden wohlmöglich nicht alle Bakterien abgetötet. Aber die glatte Oberfläche ist von großem Vorteil, denn aufgrund der fehlenden Vertiefungen ist das Futter für Futtermilben weniger anlockend, da sie weniger Lebensräume vorfinden.

 

Verdauung

Hunde sind nicht in der Lage, Kohlenhydrate und Stärke so zu verdauen wie wir Menschen. Bei der Erhitzung vom extrudierten Trockenfutter wird die Stärke schon aufgespalten, was dazu führt, dass der Hund das Futter besser verdauen kann. Allerdings wissen die meisten, dass das extrudierte Trockenfutter stark aufquillt, besonders wenn viele Konservierungsstoffe im Spiel sind. Das Aufquollen vom Futter im Magen kann ebenfalls zu Verdauungsprobleme führen bis hin zu Notfällen wie eine Magendrehung. Aber da komme ich gleich nochmal genauer zu.

Durch die geringe Hitze bei der Herstellung vom kaltgepressten Trockenfutter wird die Stärke in der Masse nicht so intensiv aufgespalten wie bei extrudiertem Futter. Insbesondere für Vierbeiner mit einem empfindlichen Verdauungstrakt kann dies eine Belastung sein und Magenschmerzen, Durchfall, Erbrechen und andere Probleme verursachen. Wird kaltgepresstes Trockenfutter schlecht verdaut, führt das wiederum zu mehr Output beim Spaziergang.

Auf der anderen Seite ist es aber bekannt, dass das kaltgepresste Futter nicht stark aufquillt, sondern im Magen zerfällt.

 

Aufquellung im Magen?

Der meistbekannte Unterschied ist, dass kaltgepresste Futter im Magen nicht so stark aufquillt wie extrudiertes Futter.

 

Aber was bedeutet das genau?

Wenn das Futter zu lange aufgequollen im Magen verweilt, können dadurch Gase entstehen und dies begünstigt, zusammen mit der Größe und Schwere des Magens, eine Magendrehung. Außerdem was vielen nicht bewusst ist, ist, dass viele Vitamine, Aminosäuren und Mineralstoffe dadurch verloren gehen! Im Magen findet die Vorverdauung statt und Eiweiße werden mit Hilfe von dem Enzym Pepsin gespaltet. Kohlenhydrate und Fette bleiben theoretisch unberührt. Wenn das Futter allerdings zu lange im Magen bleibt und nicht weiter Richtung Dünndarm geht, wo die tatsächliche Aufnahme von Nährstoffen stattfindet, kann die Verdauung falscherweise schon im Magen beginnen und der Dünndarm hat nicht die Möglichkeit, alle Nährstoffe aufzunehmen.

Ist kaltgepresstes Trockenfutter gesünder
Ist kaltgepresstes Trockenfutter gesünder

Wir fassen zusammen:

Vorteile Kaltgepresstes Trockenfutter
Vorteile Extrudiertes Trockenfutter

Welches Herstellungsverfahren für Dein Hund nun besser ist, ist sehr individuell! Eine richtige Antwort gibt es nicht.